Die Feinheit des Markierens

Lasermarkieren mit einem UKP-Laser von Trumpf bei der Firma Wyon

Die Firma Wyon stellt Mini-Akkus für Hörimplantate her. Weil ihre Batterien immer kleiner werden, mussten sich die Appenzeller nach dem besten Markiergerät umsehen, das eine korrosionsfreie, äusserst feine und präzise Markierung herstellen kann. Sie fanden es in der TruMicro Mark 2000 von Trumpf.

Hidden Champion

Es gibt mindestens drei Gründe, die Firma Wyon als Hidden Champion zu bezeichnen. Das Appenzeller Unternehmen entwickelt und produziert innovative Lithium-Ionen-Batterien, die sehr klein sind, über hohe Energie-Dichten verfügen und dank der einzigartigen Kunststoff-Technologie in verschiedensten Formen angeboten werden können.

Auch passt die allgemein gültige Definition vom Hidden Champion auf Wyon, weil diese «heimlichen Gewinner» relativ unbekannte Unternehmen aber in ihrer Branche Weltmarktführer sind.

Und schlussendlich ist das Unternehmen auch geografisch ziemlich «hidden». Man muss schon nach Appenzell fahren und darüber hinaus noch weitere zwei Kilometer der Weissbadstrasse folgen, bis man etwas abseits der Hauptstrasse ein Firmengebäude entdeckt, das oben rechts mit dem Schriftzug Wyon versehen ist.

Der Firmensitz ist ein moderner Bau, den die Firma mit damals rund 50 Mitarbeitern im 2013 bezog, und doch ragt bereits wieder ein Kran in die Höhe und ein Neubau entsteht. «Nochmals 3800 Quadratmeter», sagt CEO und Mitgründer Paul Wyser. «Die Aussichten sind gut, wir dürfen auch in den kommenden Jahren mit einem beachtlichen Wachstum rechnen.» Am Anfang brauchte es viel Geduld. Denn als kleines Team steckt man alleine die ersten fünf Jahre in die Entwicklung eines Akkus, der auf allerkleinstem Raum maximale Energie aufnehmen und dessen Form dank einer neu entwickelten Kunststoffgehäuse-Technologie relativ frei gestaltet werden kann.

Die Mini-Akkus

Die Mini-Akkus

Wyon-Mitgründer Paul Wyser ist auf dem Gebiet von Kleinst-Batterien einer der grossen Kenner der Materie. Als technischer Verantwortlicher unter Swatch-Chef Hayek leitete er bereits eines deren Tochter-Unternehmen, das zu den führenden Herstellern von Knopfzellen-Batterien für elektronische Anwendungen gehörte. Da schwebte Paul Wyser bereits eine winzige, aufladbare Lithium-Ionen-Batterie vor, deren Hülle aus Kunststoff gefertigt sein würde. Denn nur mit Kunststoff schien es möglich, eine Batterie herzustellen, die sich äusserlich an die Form eines Hörgerätes anpassen könnte. Die Batterie würde sozusagen Teil des Produkts. Ein platzsparendes Novum, das vor allem in der Medizintechnik äusserst gesucht wäre.

Paul Wyser – Wyon-Mitgründer

Paul Wyser – Wyon-Mitgründer

Doch auf dem Weg zu einer solchen Batterie gab es einige technische Herausforderungen zu meistern. Zuerst musste ein Kunststoff gefunden werden, der keine Feuchtigkeit aufnimmt – also nicht in den Kunststoff diffundiert – und ausserdem gasdicht ist, damit das hochflüchtige Elektrolyt nicht verdampft. Und da war noch die Herausforderung, genügend Energie auf wenig Raum unterzubringen. Und dann sollte so eine Mini-Batterie auch über ausreichende Ladezyklen verfügen, um den Betrieb von mindestens drei Jahren sicherstellen zu können.

Eine Garagenfirma entsteht

Weil Hayek selber die Richtung mit den Mini-Akkus nicht einschlagen wollte, schrieb Vater Wyser damals seinem Sohn Philipp, der in Amerika war, und schlug ihm vor, an dieser kleinen Superbatterie zu tüfteln. «Bist du dabei?», fragte er. Aus Amerika kam ein «Ja». Auch der zweite Sohn Maurus sagte zu. Und so nahm eine der wohl aufregendsten Familien- und Garagenfirmen der Schweiz ihre Arbeit auf. Und dies nicht unten im Tal, im «Dorf» Appenzell, sondern abgeschieden zwischen Hügeln auf einer Voralp oberhalb Appenzells, wo die Familie Wyser damals auch wohnte. Dort tüftelte das Familienteam in der Garage und am Mittagstisch nach der Wyonschen Formel an einem Mini-Akku.
Nach über fünf Jahren Entwicklungszeit konnte die Familie Wyser zwei interessierten Grosskunden einen jeweiligen Prototyp zeigen. Der Mini-Akku war in den spezifischen Hörgeräthilfen – so genannten Cochlea-Implantaten – benutzerfreundlich integriert. Die beiden Medtech-Firmen waren begeistert und die Erfolgsgeschichte nahm an Fahrt auf. Heute beschäftigt die Firma Wyon 109 Mitarbeiter und im Anbau sollen ab 2018 weitere 60 Mitarbeiter hinzukommen; die Produktionskapazität wird von heute 350’000 auf über 2.5 Millionen Stück pro Jahr erhöht.

Mitarbeiterentwicklung

Mitarbeiterentwicklung

Mitarbeiterentwicklung

Mitarbeiterentwicklung

Jede Schraube kann rückverfolgt werden

Doch ob 10 oder 350'000 oder 2.5 Millionen Stück: Die lebenslange Rückverfolgbarkeit eines Produkts ist in der Medizintechnikbranche ein Muss. Am einfachsten funktioniert diese Rückverfolgbarkeit über eine auf dem Produkt markierte Seriennummer. Hinter einer solchen Nummer sind bei Wyon in einer Datenbank alle relevanten Fakten zum Produkt abgelegt. «Es wird neben den über 80 Tests und deren Resultaten auch jede eingebaute Schraube und welcher Mitarbeiter wann am Produkt arbeitete festgehalten», erklärt Paul Wyser.

Um die Seriennummer und weitere Zeichen auf die winzigen Batterien zu setzen, hat sich die Firma schon längere Zeit mit dem Lasermarkieren beschäftigt. Doch nun sind die Batterien immer kleiner geworden und das präzise Markieren wurde zusehends schwieriger. «Irgendwann mussten wir uns nach neuen Technologien umsehen und fanden eine, die uns definitiv weiterbringt», sagt Mitgründer und CEO Paul Wyser. Die neue Technologie steht seit Dezember 2016 bei Wyon in Form einer TruMicro Mark 2000 des Herstellers Trumpf.

Obwohl man sich auch andere Optionen anschaute, war die Wahl schnell getroffen – wie so oft bei Wyon. «Umfangreiche Pflichtenhefte werden bei uns nicht redigiert, wir haben Spezialisten auf allen Feldern, sodass wir solche Entscheidungen lieber im gemeinsamen Gespräch durchdiskutieren und dann den besprochenen Weg schnellstmöglich gehen», sagt Philipp Wyser.

Interview mit Paul und Philipp Wyser

TruMicro Mark 2000

TruMicro Mark 2000 & TruMark Station 5000

Die Markiereinheit TruMicro Mark 2000, welche nun bei Wyon steht, verfügt über eine spezielle Laserquelle, nämlich einen Ultrakurzpulslaser (UKP) der TruMicro Serie 2000. Dank dieser so genannten kalten Laserbearbeitung mit Pulsen im Piko- und Femtosekundenbereich und Pulsspitzenleistungen von 0,5 MW, ist er wie zugeschnitten auf das Einsatzgebiet der Medizintechnik, denn dort werden korrosionsbeständige Markierungen gefordert. «Und diese Korrosionsbeständigkeit bekommen wir mit der TruMicro Mark 2000 dank des kalten Abtragens von Material ohne Mühe hin; und dies, wenn es sein müsste in einer Mikrobeschriftung in der Grössenordnung von einigen hundertstel Millimetern», sagt Uwe Bernholz, der bei Wyon Leiter der Gruppe Konstruktion und Mitglied im technischen Ausschuss ist.

«Eine Schrifthöhe von einem halben Millimeter? Kein Problem mit der TruMicro Mark 2000», sagt Uwe Bernholz.

«Eine Schrifthöhe von einem halben Millimeter? Kein Problem mit der TruMicro Mark 2000», sagt Uwe Bernholz.

Bei den Mini-Akkus von Wyon oder den Stückträgern wird oft ein ein Millimeter kleines Firmenlogo eingefügt und die Schrifthöhe für die Seriennummer beträgt rund einen halben Millimeter. «Alles kein Problem mit dem TruMicro Mark 2000», sagt Bernholz.

Black Marking:
Dunkler geht’s nicht

Ob Seriennummer, Data-Matrix-Codes zur Rückverfolgung, Mikrobeschriftungen oder feine Grafiken mit höchster Qualität: Art und Form der Markierung sind keine Grenzen gesetzt. Und über einen weiteren Vorteil verfügt das Markieren mit der TruMicro Mark 2000: Die korrosionsfreien Markierungen können tiefschwarz gestaltet werden. Denn durch die Bearbeitung mit dem Laser wird eine deutliche Farbänderung am Metall hervorgerufen und zwar bis hin zu einem dunklen Schwarzton. Dieses so genannte «Black Marking» ist mitunter ein Qualitätsmerkmal, denn die Sichtbarkeit ist deutlich besser und aus jedem Blickwinkel stabil. Ausserdem ergibt das Black Marking ein starker Kontrast und eine sehr matte Erscheinung ohne Reflexion. Uwe Bernholz ist begeistert von der Qualität: «Wir sind ein Hightech-Unternehmen, das Wert auf höchste Qualität legt. Das soll man an jedem Detail erkennen.»

Vorteile gegenüber anderen Verfahren

Vorteile gegenüber anderen Verfahren

Eine schlüsselfertige Lösung

Bei der TruMicro Mark 2000 handelt es sich um eine Komplettlösung, die sich zusammensetzt aus der TruMark Station 5000 und der TruMicro Serie 2000. Es ist eine schlüsselfertige Lösung mit Markiersoftware, Sicherheitsfeatures, Absaugung, Scanner und Optiken. Sie ist leicht zu bedienen und selbst die Ablaufprogramme können nach einer kurzen Schulung erstellt werden. «Trumpf hatte ausserdem mit uns die Prozesse von Anfang an so optimiert, dass wir gleich in einem evaluierten Prozessfenster starten konnten», sagt Bernholz. «Wenn wir den Prozess oder die Beschriftung nun ändern wollen, können wir das ohne Probleme eigenständig erledigen.»

Bei Wyon ist das Markieren normalerweise ein einfacher Prozess, der fast am Ende aller Bearbeitungsschritte stattfindet. Uwe Bernholz erklärt ihn so: «Die Batterien kommen bei uns von den vorhergehenden Bearbeitungsschritten wie Assemblieren und den Prüftests zum Beschriftungsprozess. Wir laden die Akkus dort auf Stückträgern, die mehrere Batterien beinhalten.

Für einen Markiertest eingelegt: Ein Stückträger mit vier Batteriehaltern.

Für einen Markiertest eingelegt: 
Ein Stückträger mit vier Batteriehaltern.

Anhand der codierten Stückträger werden aus der Datenbank die Daten für die Beschriftung eingelesen, diese werden dynamisch generiert für das Laserfile und schon können die individuellen Markierungen auf die einzelnen Batterien gelasert werden.

Danach kommen die Stückträger aus dem Bearbeitungsbereich und die markierten Batterien stehen allenfalls für weitere Test zur Verfügung und werden danach verpackt und versendet.»

Eine markierte Batteriehalterung. Ihr Durchmesser beträgt 9 mm. Die Schriftgrösse der Seriennummer: 0,5mm.  Auffällig ist der starke Kontrast beim Black Marking. (Bild: Trumpf)

Eine markierte Batteriehalterung. Ihr Durchmesser beträgt 9 mm. Die Schriftgrösse der Seriennummer: 0,5mm.  Auffällig ist der starke Kontrast beim Black Marking. (Bild: Trumpf)

Der UKP-Laser

Die Vorteile beim Markieren, auf die Wyon nun zählen kann, ergeben sich zum Grossteil durch die im TruMicro Mark 2000 eingesetzte Laserquelle, dem Ultrakurzpuls-Laser. Dieser wurde auch schon als Superwerkzeug bezeichnet, denn er arbeitet mit Laserpulsen von wenigen Piko- und Femtosekunden, womit sich Materialien praktisch ohne thermische und mechanische Beeinflussung effizient bearbeiten lassen. Der Laserpuls – und damit die Dauer des Eintrags ist so kurz, dass ein Temperaturausgleich zwischen den Elektronen und zugehörigen Atomen vermieden werden kann. Das Material verdampft abrupt.
Das ist auch dann von Vorteil, wenn, wie bei der Firma Wyon, empfindliche Elektronik im Spiel ist: Es besteht keine Gefahr, dass sie beschädigt werden könnte.

Vorteile der «kalten» Bearbeitung mit einem Laser
  • Material sublimiert, bevor die Umgebung aufheizt
  • Feine Kanten und Flächen sind das Ergebnis
  • Keine Deformation und Mikrorissbildungen
  • Alle Materialien können bearbeitet werden

Das Bessere – der Feind des Guten

Der Ultrakurzpulslaser von Trumpf – der bereits im 2013 mit dem deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet wurde – ist ein Universalwerkzeug. Er wird bei der Firma Trumpf in verschiedenen Ausführungen auch in anderen Produkten eingesetzt. Die Anwendungsgebiete sind vielseitig und gehen von Mikrobohrungen über das Abtragen dünnster Schichten bis zum Schneiden von Kunststofffolien und der Modifizierung tribologischer Eigenschaften.

Die erweiterten Bearbeitungsmöglichkeiten könnten definitiv auch bei Wyon in Zukunft ein Thema werden. Denn die Batterien dürften in Zukunft noch kleiner werden und nicht nur für das Markieren braucht es immer genauere und präzisiere Werkzeuge, sondern auch für andere Bearbeitungsprozesse.
«Wir wollen nichts ausschliessen», meint CEO Paul Wyser, «denn wir gehen nach dem Motto vor: Das Bessere ist der Feind des Guten. Und mit dem neuen Markiersystem haben wir diesen Schritt vom Guten zum Besseren auch wieder getan. Wenn wir eine neue Technologie haben können, die besser ist, dann nehmen wir sie – und am liebsten verbessern wir sie selber noch weiter.» Man sei bei Wyon richtige Tüftler, meint auch Uwe Bernholz und verweist auf den Maschinenpark in Steinegg, wo kaum Standardmaschinen stehen. «In der Regel alles Marke Eigenbau», sagt Bernholz, «eine der wenigen Ausnahmen ist das Markiersystem TruMicro Mark 2000.»

Paul Wyser und Sohn Philipp vor einer Maschine der Marke Eigenbau mit einem eingebauten Faserlaser TruFiber 400 und einer Fokussieroptik PFO 20. Das Bessere sei der Feind des Guten, sagen sie. «Und Trumpfs neues Markiersystem und die dahintersteckende Technologie bringen uns definitiv wieder einen Schritt weiter.»

Adressen
Wyon AG
Sägehüslistrasse 15
CH-9050 Appenzell Steinegg
Tel. +41 71 787 56 25
info@wyon.ch
www.wyon.ch

TRUMPF Maschinen AG
Ruessenstrasse 8
CH-6340 Baar
Tel. +41 41 769 66 66
info@ch.trumpf.com
www.trumpf.com

Impressum
Text: Eugen Albisser
Fotografie und Video: Philip Bond, www.bondphoto.ch
3D-Grafik: Dieter Kälin
Produktionsleitung: Kaspar Flückiger
Produktion: Kaspar Flückiger und Dieter Kälin
Redaktionsleitung: Eugen Albisser
www.technik-und-wissen.ch

©2017 Technik und Wissen GmbH

Zweiter Teil – ab 13. Juni online:
Interview mit Trumpf übers Lasermarkieren und das Potenzial des UKP-Lasers

Besuchen Sie Trumpf auf der EPHJ/EPMT/SMT